Geschichte

1905 – Gründung der Musikkapelle innerhalb des Radfahrervereins durch die Musiker Wilhelm Aicheler, Wilhelm Staiger, Wilhelm Mayer, Theodor Frank, Fritz Hirn, Karl Härle jr., Adolf Frank, Wilhelm Rapp. Unter der Leitung des Feldwebel Lange vom Inf. Rgt. 180 Tübingen spielten die Musiker bei Hochzeiten, Festen und Feiern anderer Vereine in Lustnau.

MV-Lustnau - Gründungsmitglieder

Da auch damals das Geld schon eine große Rolle spielte, entschloss man sich im Jahre 1906 den Mitgliederbestand auch auf Nichtradfahrer auszudehnen und einen selbständigen Musikverein zu gründen. Am Anfang waren 9 Aktive und 50-60 passive Mitglieder unter der temperamentvollen Leitung des Rottenburger Dirigenten Moritz Bengel.

MV Lustnau - Radfahrer Verein

MV Lustnau - Mitglieder um 1906

1925 – Durch den Verlust aktiver Musiker die im ersten Weltkrieg als Soldaten gefallen waren, wurde der Spielbetrieb völlig eingestellt.

Die „Schlacht von Lustnau“ war die Grundsteinlegung zur Weiterführung der Musikkapelle. Hervorgerufen durch immer mehr Parteien prallten die Ansichten der Bürger oft hartaufeinander uns so manche Meinungsverschiedenheit endete in einer regelrechten Schlacht. Eine solche chlacht zwischen SPD-Versammlungsteilnehmern und anders denkenden Studenten endete mit dem Eingreifen der Lustnauer Feuerwehr, die die Versammlung mittels Wasserwerfern beendete. Dieser Einsatz brachte ihr 700 Mark ins Säckel. Dieses Geld wurde auf Anregung von Lustnauer Musikfreunden, insbesondere von Bürgermeister Hans Rath und dem Feuerwehrkommandanten Karl Märkle zur Gründung einer Feuerwehrkapelle genutzt. Der KunstmalerZundel, die Brauerei Leicht und der Jagdpächter Pipi aus Stuttgart stifteten die erforderlichen Musikinstrumente. Die Feuerwehrkpelle zählte 18 Mann uns spielte bis 1929 unter der Leitung des Dirigenten Bierlinger aus Tübingen.

1931 – Auf Anregung des Feuerwehrkommandanten Karl Märkle und des damaligen Vorstandes des MV Lustnau wird die Feuerwehrkapelle mit der Werkskapelle der Württembergische Frottierweberei GmbH Lustnau zusammengelegt. In dieser Zeit spielen die Musiker bei verschiedenen Wertungsspielen in Kirchentellinsfurt und Nürtingen. Sie schneiden in der Mittelstufe mit den Noten „sehr gut“ und „vorzüglich“ ab. Der musikalische Leiter zu dieser Zeit war Reg. Musiker Born. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges dirigierte Postsekretär Maul aus Tübingen den Verein.

MV Lustnau - Feuerwehrkapelle 1935

1945 – Der älteste aktive Musiker und Ehrenmitglied Adolf Frank suchte das in alle Winde verstreute Notenmaterial und rettete es vor der Vernichtung. Mit dem damaligen Vorstand Fritz Brack sorgte er dafür, dass die Musikinstrumente bei den Musikern sicher verwahrt blieben. Bedingt durch die von der französischen Besatzungsmacht angeordnete Reduzierung der Feuerwehren, war es unmöglich, in Feuerwehrkreisen eine neue Musikkapelle entstehen zu lassen. Es kommt jedoch zu einer ersten Zusammenkunft alter Musikerfreunde im Gasthaus Rose in Lustnau.

1950 – Mit einer kleinen Zahl früherer Feuerwehrmusiker und 60 passiven Mitgliedern wurde am 29. Oktober 1950 der Verein unter dem Namen „Musikverein Tübingen-Lustnau“ wiedergegründet. Die Kosten für den Dirigenten Heinrich Herguth übernahm Direktor Bergmann von der Württembergische Frottierweberei.

MV Lustnau - Wiedergründung 1950 "Musikverein Tübingen-Lustnau"

1953 –Vom 08.-10. August 1953 fand in Tübingen-Lustnau das Kreismusikfest mit Wertungsspiel des Bezirks Neckar-Alb statt. Es nahmen 34 Musikkapellen mit 800 Musikern daran teil. Beim Bezirkmusikfest in Münsingen erspielten sich die Lustnauer ein „vorzüglich“ in der Mittelstufe. Weitere Erfolge erzielte der Verein in 1954 bei den Kreismusikfesten in Hirschau und Mittelstadt. Hier erreichte man jeweils den ersten Rand in der Mittelstufe.

MV Lustnau - Kreismusikfest 1953 in Tübingen-Lustnau

1955 – In diesem Jahr feiert der Verein sein 50-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass präsentierte sich die Kapelle in ihrer neuen Uniform. Unvergesslicher Höhepunkt war im Rahmen des Festbanketts die gemeinsame Aufführung des „Fehrbelliner Reitermarsch“ und der „Kreuzritter-Fanfare“ durch das Trompeterkorps der Stadtgarde zu Pferd Tübingen und der Musikkapelle Tübingen-Lustnau.

MV Lustnau - 50-jähriges Jubiläum

MV Lustnau - Umzug 50-jähriges Jubiläum MV Lustnau - Umzug 50-jähriges Jubiläum

1956-1960 – In den folgenden Jahren knüpfte der Verein Freundschaften zu verschiedensten Vereinen in Österreich. Dies waren die Jugendkapelle Fürstenfeld/Steiermark, die Traditionskapelle Jochberg bei Kitzbühl und der Musikverein Concordia Lustenau/Vorarlberg. Der Besuch der Jugendkapelle Fürstenfeld in Tübingen veranlasste die Lustnauer Vorstandschaft ebenfalls eine Jugendkapelle zu gründen. Nach einer groß angelegten Werbeaktion meldeten sich über 50 musikbegeisterte Jugendliche. Um ihre Instrumente zu finanzieren, wurden Altmaterialsammlungen durchgeführt. In 1958 bekamen sie dann eine eigene Tracht. Wieder nahm der Verein an verschiedenen Wertungsspielen, inzwischen unter der Leitung von Anton Kratzmaier, teil. Durch seine Arbeit konnten die Musiker 1958 beim Kreismusikfest in Ebhausen, 1959 beim Bezirksmusikfest in Hirrlingen und 1960 beim Landesmusikfest in Ebingen jeweils einen 1. Rang in der Oberstufe erreichen.

1961 – Unter dem Vorstand Friedrich Kreß wird eine Vereinsfahne angeschafft. Die Fahnenweihe findet 1962 bei der Turn- und Festhalle statt, die Freiwillige Feuerwehr Lustnau übernimmt die Patenschaft. Das ehrenvolle Amts des Fahnenträgers wird Willi Hindenach übertragen.

MV Lustnau - Fahnenweihe 1962

1963-1968 – Unter der Leitung verschiedenster Dirigenten nahm der MV Tübingen-Lustnau erfolgreich an mehreren Wettbewerben teil:
1963 Bezirksmusikfest Rottenburg: Oberstufe, 1. Rang, Dirigent Fritz Pfeiffer
1968 Bundesmusikfest Sindelfingen, Kunststufe, 1. Rang, Dirigent Heinz Schenk
1968 Bezirksmusikfest Kirchentellinsfurt, Kunststufe, 1. Rang mit Auszeichnung, Dirigent Heinz Schenk

1971 – Unter der Leitung von Heinz Grauer wird die Jugendkapelle neu belebt

1975 – Der Musikverein Tübingen-Lustnau feiert seinen 70. Geburtstag. Dass Musik keine Grenzen kennt, zeigt sich durch den Besuch der niederösterreichischen Blaskapelle Hirtenberg, mit denen die Lustnauer lange partnerschaftlich verbunden waren. Höhepunk des dreitägigien Festes waren am Samstagabend der große Zapfenstreich, gespielt von der Stadtkapelle Rottenburg samt der Bürgerwache mit über 80 Musikern und der Festzug am Sonntag. Angeführt von 13 Pferdeb der Stadtgarde und in Begleitung vieler Musikvereine aus der Umgebung schlängelte er sich durch Lustnau.

1980-1984 – 1980 feierte der Verein sein 75-jähriges Bestehen. Unter der Leitung von Erik Manyak bot die Musikkapelle ein anspruchsvolles musikalisches Programm. Neben vielen Gratulanten überbrachte der 2. Vorsitzende der befreundeten Stadtmusik Helvetia Grenchen, Josef Portmann seine Grüße und Glückwünsche. In den Jahren 1982 und 1984 taten sich die Jungmusiker wieder bei Wettbewerben hervor. So erreichten sie beim Jugendkritikspiel des Blasmusikverbandes Neckar-Alb in Sondelfingen in der Stufe mittelschwer die Note „gut“ und in Rottenburg in der selben Stufe die Note „sehr gut“.

MV Lustnau - 75-jähriges Jubiläum 1980

1985 – Zum 80-jährigen Jubiläum des Vereins findet das Kreismusikfest des Blasmusikverbandes Neckar-Alb in Lustnau statt. Dieses Ereignis wird mit einem dreitägigen Fest gebührend gefeiert. Einer der Höhepunkte war der Festzug mit 21 Gruppen und Festwagen.

MV Lustnau - 80-jähriges Jubiläum

1986-1989 – 1986 wurde Fritz Kehrer als neuer Vereinsvorsitzender gewählt. Unter seiner Führung schloss der Musikverein musikalische Freundschaften mit der Musikgesellschaft Amden/Schweiz und belebte die mit dem Musikverein Harmonie Altach/Vorarlberg bereits in 1969 geschlossene Verbindung neu.

1990-1995 – Bei der Jahreshauptversammlung 1990 wurde unser ehemaliger Musiker Jürgen Walker zum Vorstand gewählt. Unter seiner Führung fanden neben traditionellen Festen und Auftritten der Kapelle die Teilnahme beim Montfort-Fest in Tettnang sowie einen Ausflug in den Kaiserstuhl statt. Zum Bedauern aller Musiker und Vereinsmitglieder verstarb unser Vorstand Jürgen Walker 1993 infolge schwerer Krankheit. Mit Klaus Hellstern wurde 1994 ein Nachfolger gefunden. Seine erste große Amtshandlung war die Organisation des 90-jährigen Jubiläums in 1995.

1996-2004 – Unser langjähriger Jugendausbilder Erwin Schloßarek  und Fritz Kehrer, inzwischen zum Ehrenvorstand ernannt, starten sehr erfolgreich Werbetouren an Tübinger Schulen. Der Musikverein bildet bis zu 40 Musikschüler aus, die sich auf ein Jugendvororchester und ein Jugendorchester verteilen. In 1996 wird wieder an einem Wertungsspiel in Derendingen teilgenommen, Ergebnis war die Note „gut“ in der Mittelstufe. Seit 1967 veranstaltet der Musikverein sein traditionelles Vatertagsfest am Heuberger Tor, nun in 1997 fand, bedingt durch Vorgaben der Stadt Tübingen, das letzte Mal das Fest dort statt. Mit dem Festplatz beim Ruderheim/Gartenstraße in Lustnau wurde 1998 eine schöne Alternative am Neckarufer gefunden.
Im gleichen Jahr besuchten unsere Jungmusiker, initiiert durch den Ausbilder Erwin Schloßarek, eine Schule in Szászvár in Ungarn und gaben dort mehrere Konzerte. Hier entstand eine intensive Musikerfreundschaft, die sich im Jahr 2000 auch auf unsere Aktivenkapelle und die Bergmannskapelle Máza/Ungarn ausweitete. Die folgenden Jahre besuchte man sich abwechselnd in Ungarn und Tübingen. In 2004 reiste der Verein wieder nach Máza um die ungarischen Musikfreunde zu unserem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2005 einzuladen. Für unseren Ehrenvorstand Fritz Kehrer war es die letzte Reise, sechs Wochen später verstarb er nach kurzer, schwerer Krankheit. Er hat im Verein eine große Lücke hinterlassen, da er allen immer mit Rat und Tat zur Seite stand und sich in vorbildlicher Weise um den Aufbau und Fortbestand der Jugendarbeit und um die Seniorenbetreuung kümmerte.

2005 – Der Musikverein Tübingen-Lustnau wird 100 Jahre alt. Über das Jahr verteilt finden verschiedene Jubiläumsveranstaltungen statt. Begonnen wird mit einem Kirchenkonzert, es folgen der offizielle Festakt in der Turn- und Festhalle sowie die Festwoche im Festzelt Gartenstraße mit mehreren Konzerten. Auch unsere Gäste aus Ungarn waren zu Besuch und trugen mit ihren tollen musikalischen Beiträgen zu einem guten Gelingen des Festes bei.

MV Lustnau - 100-jähriges Jubiläum

MV Entringen - Ehrenmitglieder beim 100-jähriges Jubiläum

 

2006 bis heute – Außer unseren regelmäßigen Veranstaltungen wie das traditionelle Neckarfest, das Jahresabschlußkonzert sowie der traditionelle Kinderfasching mit Umzug durch Lustnau finden auch Vereinsausflüge nach Steinenstadt, zum Bodensee und z.B. ins Salzbergwerk nach Bad Friedrichshall statt. In 2008 übergab nach 14 Jahren Vereinsführung unser 1.Vorsitzender Klaus Hellstern dieses Amt in jüngere Hände, seither ist nun Frank Rothes unser 1. Vorsitzender.